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Reife Haut

Reife Haut: (k)eine Frage des Alters? Die passende Hautpflege bei reifer Haut orientiert sich stets an ihren Bedürfnissen, nicht am Alter.

Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.

Kurz und knapp: Reife Haut
  • Reife Haut ist ein Hautzustand, der Jung und Alt betreffen kann
  • Die Hautalterung wird von inneren und äusseren Faktoren bestimmt
  • UV-Strahlung ist für 80 % der vorzeitigen Alterungserscheinungen verantwortlich
  • Falten lassen sich nicht wegcremen, jedoch kann ihr Erscheinungsbild gemildert werden
  • Prophylaxe ist das beste Anti-Aging (Sonnencreme)

Was bedeutet „reife Haut“?

Die meisten natürlichen Altersprozesse der Haut starten zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt. Sie beginnen schleichend mit ersten Fältchen und zeigen sich im weiteren Verlauf dann aber auch durch tiefere Falten, Verlust von Spannkraft und Elastizität, Pigmentflecken und Hyperpigmentierungen. Zudem neigt gealterte Haut zu Trockenheit und Barrierestörungen.

Das Altern der Haut wird von inneren (intrinsischen) und äusseren (extrinsischen) Faktoren bestimmt. Dabei sind die intrinsischen Faktoren vor allem genetisch bedingt und lassen sich nicht aktiv beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise folgende Prozesse:

  • Das Zellwachstum und die Regeneration verlangsamen sich: dadurch heilen Wunden schlechter
  • Stoffwechsel- und die Biosyntheseleistungen verlangsamen sich: das betrifft auch hauteigene Komponenten wie Hyaluronsäure, Kollagen, Elastin, Ceramide, Antioxidantien u. a.
  • Die Anzahl der Talg- und Schweissdrüsen nimmt ab, ebenso wird ihre Aktivität geringer: darunter leidet der Hydro-Lipid-Film der Haut, ein trockener und fettarmer Hautzustand entsteht
  • Das Wasserbindungsvermögen der Haut sinkt: dadurch erscheint die Haut weniger durchfeuchtet, Fältchen setzen sich deutlicher ab
  • Die Durchblutung ist schlechter: damit kann die Versorgung der Haut mit Nährstoffen abnehmen

Das Erscheinungsbild gealterter Haut ist somit eine Folge dieser inneren Alterungsprozesse. Doch auch extrinsische Faktoren tragen ihren Teil zur Hautalterung bei. UV-Strahlung, Lebensstil, Rauchen, Alkohol, Ernährung, Stress, Umweltfaktoren können den Alterungsprozess deutlich beschleunigen.

Reife Haut: ab welchem Alter?

Reife Haut geht nicht immer mit einem hohen Lebensalter einher. Zwar setzt die natürliche Alterung der Haut etwa zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ein, doch äussere Faktoren haben einen nicht unerheblichen Anteil an vorzeitiger Hautalterung. Daher können auch junge Menschen eine reife Haut haben, vor allem dann, wenn ein unachtsamer Umgang mit der Sonne gegeben ist.

INFO

80 % der vorzeitigen Hautalterung gehen auf den Einfluss von UV-Strahlen zurück (Photoaging). Damit gehört Sonnencreme und der Schutz vor UV-Strahlung zu wirksamsten Anti-Aging Produkten auf dem Markt.

In jede Hautpflegeroutine gehört Sonnenschutz – sowohl im Sommer als auch im Winter, um die Haut vor UV-Strahlen zu schützen. Dieser Beitrag verrät weshalb. 

Hautpflege bei reifer Haut

Reife Haut ist ein Hautzustand, der sich anhand verschiedener Anzeichen charakterisieren lässt. Die häufigsten Erscheinungen reifer Haut sind trockene Haut, Hyperpigmentierungen und Pigmentflecken, aber auch Elastizitätsverlust, der sich anhand von Fältchen und Falten zeigt. Daher gibt es keine pauschale reife Haut. Genauso wenig gibt es eine dezidierte und explizite Pflegeroutine, die alle Anzeichen reifer Haut gleichermassen anspricht. Bei der Pflege reifer Haut sollten daher immer die Bedürfnisse deiner Haut im Mittelpunkt stehen, nicht dein Alter.

Es ist zu betonen, dass die passende Hautpflege stets nur unterstützen kann: ist die Haut bereits gealtert, kann durch Hautpflegeprodukte der aktuellen Hautzustand in erster Linie aufrechterhalten werden, vereinzelt kann es zu leichten Verbesserungen kommen. Doch die Optionen durch kosmetische Pflegeprodukte sind limitiert. Wer nach schnellen und sehr direkten Effekten sucht, muss auf die Angebote der ästhetischen Dermatologie zurückgreifen (Botox, Filler, Laser etc.).

Anti- und slow-Aging Pflege ist vor allem Prophylaxe und ein achtsamer Umgang mit der Haut. Wer die Haut in jungen Jahren gut pflegt und sie vor Sonne schützt, legt die wichtigste Grundlage für gesunde und frische Haut. Wir alle bekommen früher oder später Falten und zeigen natürliche Alterungserscheinungen. Doch der Schutz vor der Sonne ist und bleibt der wirksamste Hebel, die Haut vor vorzeitiger Alterung und Fältchen zu schützen. Alle weiteren Pflegestoffe sind stets als Ergänzung zu betrachten, die ohne die Grundlage eines konsequenten Sonnenschutzes nur begrenzte Wirksamkeit entfalten.

Info

Die Haut gewöhnt sich nicht an Pflegestoffe, ihre Wirksamkeit bleibt erhalten, auch wenn diese schon in jüngeren Jahren eingesetzt werden.

Hautpflege bei Hyperpigmentierungen und Pigmentflecken

Auf deiner Haut sind Pigmentflecke entstanden, die dich persönlich stören? Verfärbungen wieder loszuwerden, wenn sie erst einmal da sind, erfordert Geduld und die Wahl der richtigen Inhaltsstoffe. Gegen Hyperpigmentierungen können folgende Stoffe helfen:

  • Retinol
  • Vitamin C (Ascorbic Acid, 10 %)
  • Tranexamsäure
  • Glycolsäure
  • Alpha-Arbutin
  • Niacinamide
  • Acetyl Glucosamine
  • Bakuchiol
  • Azelainsäure

Die genannten Stoffe wirken ausgleichend und aufhellend auf den Hautton, jedoch nicht bleichend. Wichtig bei der Verwendung dieser Stoffe ist, dass sie eine gewisse Konzentration aufweisen. Dies wiederum kann jedoch bei empfindlicher Haut kontraindiziert sein. So vertragen nicht alle Hauttypen hochkonzentriertes Retinol (bis 1 %) oder saure Vitamin C Seren. Zudem erfordert es eine konsequente und regelmässige Nutzung, um einen Effekt auf Hyperpigmentierungen zu sehen – doch selbst dann kann die Wirkung unter Umständen zu dezent ausfallen. Daher ist die Prophylaxe (Sonnenschutz) noch immer die beste Massnahme gegenüber hartnäckigen Pigmentflecken.

Hautpflege bei Fältchen und Falten

Die schlechte Nachricht: Falten lassen sich nicht wegcremen. Ausnahme sind Trockenheitsfältchen oder sehr feine Fältchen, die sich mitunter über Nacht wieder entknittern können. Bestehen tiefe Falten, so lässt sich deren Erscheinungsbild lediglich mindern, nicht aber über Pflegekosmetik ausmerzen.

  • Retinol: In hohen Konzentrationen (0,5-1 %) und regelmässig angewendet kann mit Retinol eine Reduktion der Faltentiefe erreicht werden, doch den Effekten sind Grenzen gesetzt. Auch ist die Verträglichkeit von Retinol in hohen Konzentrationen nicht immer gegeben.[1-3]
  • Vitamin C: Wirkt antioxidativ und schützt Zellen und Hautstrukturen vor den schädigenden Einflüssen freier Radikale. Hohe Konzentrationen an reinem Vitamin C (INCI: Ascorbic Acid, 5-10 % in sauer formulierten Seren) können sich zudem positiv auf die Kollagenbildung auswirken, was die Haut festigen kann.[4]
  • Glycolsäure: Chemische Peelings mit Glycolsäure können die Hauterneuerung anregen, Hautstrukturen festigen und sogen ausserdem für einen schönen Glow. [4]
  • Hyaluronsäure: Das hauteigene Zuckerpolymer wird häufig als der anti- und slow-Aging Inhaltsstoff schlechthin gesehen. Richtig ist, dass im Alter die Konzentrationen an Hyaluronsäure in der Haut sinken und so die Befeuchtung der Haut reduziert ist. Doch kosmetisch aufgetragene Hyaluronsäure kann diesen altersbedingten Mangel nicht ausgleichen. Das liegt daran, dass über die Haut aufgetragene Hyaluronsäure aufgrund ihrer Grösse nicht in die Haut gelangt. Vielmehr legt sie sich als schützender Film auf die Haut und kann dort für eine optische Glättung sorgen.[5-7]

Hautpflege bei reifer trockener Haut

Mit dem Alter nimmt die Aktivität der Schweiss- und Talgdrüsen kontinuierlich ab. Dadurch fehlt es der Haut an Befeuchtung aber auch an Lipiden, ein trocken-fettarmer Hautzustand ist die Folge. Dieser lässt sich jedoch durch die geeignete Hautpflege gut versorgen, beispielsweise durch die Verwendung

  • reichhaltiger Cremes,
  • spezieller Abendcremes,
  • von Pflegeölen in Kombination mit einer Pflegecreme,
  • barrierestabilisierender Lipide wie Cholesterol, Phospholipide, Ceramide, Phospholipide
  • hydrierender Stoffe wie Hyaluronsäure, Urea, Glycerin, Allantoin, PCA
Über die Autorin
Dr. Sarah Schunter, Biochemikerin

„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.

Quellenangaben

[1] Kafi et al., Improvement of naturally aged skin with vitamin A (Retinol); Arch. Dermatol 2007; 143:606-312.

[2] Shao et al., Molecular basis of retinol anti-ageing properties in naturally aged human skin in vivo. Int J Dermatol Sci. 2016 Jun 4. doi: 10.1111/ics.12348.

[3] Hubbard et al., Reversal of skin aging with topical retinoids. Plast reconstr Surg. 2014 Apr; 133(4):481e-90e.

[4] M. Kerscher, Dermatokosmetik, 2. Bearbeitete und erweiterte Auflage, 2009, Steinkopff Verlag.

[5] Pavicic T. et al.; Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. J Drugs Dermatol. 2011 Sep;10(9):990-1000.

[6] Ke C. et al.; Antioxidant acitivity of low molecular weight hyaluronic acid. Food Chem Toxicol. 2011 Oct;49(10):2670-5.

[7] Poetschke J. et al.; Anti-wrinkle creams with hyaluronic acid: how effective are they? MMW Fortschr Med. 2016 May;158 Suppl 4:1-6.